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«Diese Chance wollte ich packen.»


Einmalige Erfahrungen und neue Freunde: Silbermedaillengewinnerin Daniela Ziller blickt auf die World Skills 2019 in Kazan zurück.
Das harte Training hat sich gelohnt: Daniela Ziller gewann an den World Skills 2019 die Silbermedaille als Dekorationsmalerin. Quelle: SwissSkills

Im August durftest du an den World Skills, den Berufsweltmeisterschaften, teilnehmen und hast eine Silbermedaille gewonnen. Was geht dir durch den Kopf, wenn du an die Zeit in Kazan zurückdenkst?
Daniela Ziller: Ich kann noch immer kaum fassen, was ich in Kazan erleben durfte. Der Gedanke an den Wettkampf macht mich sehr emotional. Ich denke gerne zurück – wohl auch, weil ich weiss, dass diese Zeit einmalig war und ich nie mehr etwas Ähnliches erleben werde.

Du hast in Kazan eine Glanzleistung erbracht. Welche Herausforderungen haben sich dir dabei gestellt?
Die genaue Aufgabenstellung haben wir erst zu Beginn des Wettkampfs erhalten. Es gab sechs Disziplinen. Eine davon war der Speed. Dabei musste unter Zeitdruck ein Massplan mit Klebeband auf eine Wand übertragen und mit selbst gemischten Farbtönten detailgetreu gemalt werden. Jede Arbeit musste selbst organisiert und umgesetzt werden. Dafür musste ich hoch konzentriert arbeiten.

Wie kam es zu deiner Teilnahme?
Es war eine Niederlage, die mich an die World Skills gebracht hat. Nachdem meine Anmeldung für die Berufsmaturität Kunst und Gestaltung abgelehnt worden war, war ich sehr enttäuscht. Einen Plan B hatte ich nicht. Als ich aber die Anmeldung der Swiss Skills entdeckte, die schon eine Weile auf meinem Schreibtisch lag, habe ich mir ein Herz gefasst und mich für den Wettbewerb angemeldet. Nach dem Gewinn der Swiss Skills war für mich klar, dass ich nach Kazan reisen würde. Diese Chance wollte ich packen.


Hinter deinem Glanzresultat steckt viel Arbeit. Wie hast du dich vorbereitet?
Ich musste viel Freizeit opfern. Dank meinem Chef war es möglich, mein Arbeitspensum auf 50 Prozent zu reduzieren. Ich hatte nur einen freien Tag pro Woche. An den anderen Tagen habe ich gearbeitet oder trainiert. Das Resultat: 600 Stunden Schweiss und Tränen. Um die Wettkampfsituation zu simulieren, habe ich bereits während der Vorbereitungsphase an Wettkämpfen in Liechtenstein und Deutschland teilgenommen. Der Schweizer Maler- und Gipserunternehmer-Verband (SMGV) hat mich sehr unterstützt und mir Viola Stillhard Krasniqi als Expertin zur Seite gestellt. Dass sich der Verband so für seinen Nachwuchs einsetzt, finde ich toll.

Gab es gemeinsame Vorbereitungen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Schweiz?
Neben dem beruflichen Training ermöglichte uns die Schweizer Delegation im Rahmen von Teamweekends Sport-, Medien- und Mentaltrainings. Dabei sind mir die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr ans Herz gewachsen. Zusammen haben wir Hochs und Tiefs durchgestanden. Wir haben uns gegenseitig unterstützt, wenn die Motivation gefehlt hat, und Erfolgserlebnisse gemeinsam gefeiert. Dieser Zusammenhalt war für mich unbezahlbar. Sehr hilfreich war für mich auch das Mentaltraining. Silvia Blaser, unsere Mentaltrainerin, hat mich dazu gebracht, mich selbst zu fordern, an mich zu glauben und positiv zu denken. Ohne diese Einstellung hätte ich den Wettkampf nicht meistern können.

In Kazan hast du Menschen aus verschiedenen Ländern getroffen. Gab es besondere Erlebnisse?
In Kazan lebten alle Teilnehmenden in einem internationalen Village. Bereits früh am Morgen begegnete ich Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Brasilien, Russland oder dem Oman. Solche Begegnungen waren unglaublich spannend. Erstaunlich war für mich, dass die Teilnehmenden während des Wettkampfs ganz unterschiedlich vorgegangen sind, um dieselben Aufgaben zu lösen. Was am Anfang chaotisch aussah, konnte zu einem sehr guten Resultat führen.

Nach deiner Rückkehr in die Schweiz hast du gleich mit der Berufsmatura begonnen und drückst nun wieder die Schulbank. Was steht danach auf dem Plan?
Grundsätzlich bin ich offen für alles. Mein Wunsch ist aber, dass ich einen Beruf ausüben kann, der mich jeden Tag begeistert. Malen ist meine grosse Leidenschaft. Deshalb kann ich mir sehr gut vorstellen, zu meinem Beruf zurückzukehren.

Veröffentlicht am 18. Oktober 2019 von Maurice Desiderato
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