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Es darf laut, klebrig und stinkend sein: das Feature


Wie fesselt man seine Leserschaft? Unsere Texterin Pamela zeigt es Ihnen in ihrer Blogreihe «Fünf Textsorten - fünf Wege zum Erfolg». Heute: das Feature.

Texterin Pamela Schefer nimmt in ihrer Blogreihe fünf Textsorten unter die Lupe.

«Ungeschminkt, das Haar zu einem Dutt hochgesteckt und in einer abgewetzten Jogginghose sitzt sie vor dem Laptop und haut in die Tasten, während ihr die jüngere Tochter eine Bastelei unter die Nase hält, die ältere auf der Suche nach den Hausaufgaben in ihren Geschäftsunterlagen wühlt und die Katze auf ihrem Schoss die Krallen ausfährt: Mathilde Mustermann arbeitet seit dem Ausbruch der Pandemie im Homeoffice und kümmert sich nebenbei um den Haushalt und die Betreuung von Töchtern und Haustieren. So wie Mathilde geht es zurzeit unzähligen Schweizerinnen und Schweizern, die aufgrund der Ansteckungsgefahr auf die Kinder-Betreuung durch Eltern oder Schwiegereltern verzichten und die Arbeit statt im Büro in den eigenen vier Wänden erledigen…»


Bild- und beispielhaft

Einen allgemeinen Sachverhalt an einem Einzelfall aufzuzeigen, das ist das Ziel eines Features. Dabei funktioniert die Textsorte wie ein News-Beitrag im Fernsehen: Als Einstieg in das Thema werden Symbolbilder gezeigt, damit die Zuschauerinnen und Zuschauer wissen, worum es geht und sich bestenfalls mit den Menschen, die in der Szene vorkommen, identifizieren können. Bei einem Bericht über Eltern im Homeoffice kann man also – stellvertretend für alle Menschen in der gleichen Situation – einen Elternteil zeigen, der neben lärmenden Kindern am Esstisch arbeitet, bevor die eigentlichen Fakten folgen, wie beispielsweise das Ergebnis einer Studie, das die Auswirkungen von Homeoffice auf die Effizienz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern unter die Lupe nimmt. Deshalb spricht man bei einem Feature auch von einem «szenischen Einstieg».


Vom szenischen Einstieg zu harten Fakten

Das Feature ist eine elegante Möglichkeit, der Leserschaft grundsätzlich trockene Fakten auf eine unterhaltsame Art und Weise zu vermitteln. Der szenische Einstieg darf deshalb gerne anregend und sinnlich – also, «verschiedene Sinne ansprechend» – geschrieben sein. Wenn das Feature von gesundheitlichen Gefahren für Strassenarbeiter handelt, darf die Baustelle im Einstieg laut und der Teer klebrig und stinkend sein. Auch bei einem Artikel über die hohe Belastung von Kita-Mitarbeitenden darf das Geschrei der Kinder laut, die Hände klebrig und die Windeln stinkend sein. Ist die Aufmerksamkeit der Leserschaft erst einmal geweckt, sind sie auch für die harten Fakten empfänglich und lesen den Artikel zu Ende.

Veröffentlicht am 31. Mai 2021 von Pamela Schefer
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