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Informieren statt interpretieren: der Bericht


Wie fesselt man seine Leserschaft? Unsere Texterin Pamela zeigt es Ihnen in ihrer Blogreihe «Fünf Textsorten - fünf Wege zum Erfolg». Heute: der Bericht.

Texterin Pamela Schefer nimmt in ihrer Blogreihe fünf Textsorten unter die Lupe.

«Die neue Siedlung im Rain besticht durch schlichte Eleganz und eine sonnenverwöhnte Lage. Die malerischen Wege durch die üppigen Grünanlagen, die vom Landschaftsarchitekten Florian Fingerhut gestaltet wurden, lassen die Bewohnerinnen und Bewohner vergessen, dass sie sich in einer Grossstadt befinden. Auch die zwei- bis dreigeschossigen Gebäude haben Dorfcharakter und begeistern mit idyllischen Innenhöfen, hellen Räumen und grosszügigen Grundrissen. Das Architekturbüro Hauser und Söhne hat seine Vision von vielfältigen Begegnungsmöglichkeiten im Freien und genügend Privatsphäre in den Wohnungen konsequent umgesetzt.» Schön, nicht? Texte wie diesen findet man vor allem in Werbebroschüren. Informationsmedien wären ihre Seriosität aber augenblicklich los, würden sie einen solchen Text publizieren. Von ihnen wird erwartet, dass sie objektiv berichten, ohne zu werten oder zu interpretieren.


Schema F

Ein objektiver Bericht hat nicht den Anspruch, unterhaltsam zu sein. Er soll über ein Ereignis informieren, Hintergründe beleuchten und Zusammenhänge erklären. Der Bericht gehört zu den einfachsten Textsorten und wird nach Schema F aufgebaut. Zentral sind die W-Fragen: Wer, Wo, Was, Wie, Wann und Warum. Der Text verzichtet auf wertende und ausschmückende Worte und gibt Auskunft darüber, woher die Informationen stammen. Wenn möglich, kommen alle betroffenen Parteien zu Wort. So erhalten bei politischen Fragen Befürworter:innen und Gegner:innen gleichermassen Platz, damit sich die Leserschaft eine eigene Meinung bilden kann. Subjektive und wertende Aussagen werden als Zitate integriert.


Berichte werden dort eingesetzt, wo Glaubwürdigkeit zentral ist, so etwa in Medienmitteilungen. Ein blumiger Text wird von den Medien als Werbung abgestempelt und ignoriert.


Weniger Floskeln, mehr Fakten

Werden diese Tipps beherzigt, schafft es auch die eingangs erwähnte Siedlung in die Medien: «Nach zweijähriger Bauzeit sind die 82 Mietwohnungen der neuen Siedlung im Rain am 8. Juni 2021 bezugsbereit. Die zwei- und dreigeschossigen Gebäude wurden vom Architekturbüro Hauser und Söhne geplant, die Gestaltung der umliegenden Parkanlage übernahm der Landschaftsarchitekt Florian Fingerhut. ‹Wir wollten den Mieterinnen und Mietern eine Oase fernab des Stadtlärms schaffen›, erklärte Fingerhut an einem Informationsanlass. Dafür wurden künstliche Hügel aufgeschüttet und auf eine naturnahe Bepflanzung gesetzt. Begegnungsmöglichkeiten gibt es nicht nur auf den Spiel- und Grillplätzen, sondern auch in den acht Innenhöfen. Die Parkanlage ist für die Öffentlichkeit zugänglich. ‹Die Balkone und Terrassen hingegen sind von aussen nicht einsehbar. So kommt auch die Privatsphäre nicht zu kurz›, ist sich Rolf Hauser von Hauser und Söhne sicher. Nachdem das Bauprojekt durch Rekurse von Anwohnern verzögert wurde, gibt es nun viele positive Stimmen aus dem Quartier. So auch von Kai Vontobel, einem direkten Nachbarn: ‹Nach der lärmigen und staubigen Bauzeit bin ich froh, dass auch wir Nachbarn die ruhige und schön gestaltete Anlage nutzen dürfen.›»

Veröffentlicht am 25. März 2021 von Pamela Schefer
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