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Ist alles grün, was glänzt?


«ESG» hört man so häufig, dass es einem – wie ein Popsong der rauf und runter gespielt wird – bald aus den Ohren hängen könnte. Tatsächlich investieren aber nur wenige in solche Produkte.

«ESG» hört man so häufig, dass es einem – wie ein Popsong der rauf und runter gespielt wird – bald aus den Ohren hängen könnte. Tatsächlich investieren aber nur wenige in solche Produkte.


Der Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit ist Sektor übergreifend im Gange. Auch in der Finanzbranche hat diese Entwicklung Einzug gehalten. Eine Studie der Hochschule Luzern zeigt, dass heute nachhaltige Fonds ein Vermögen von 157 Milliarden Schweizerfranken verwalten. 423 Fonds schweizweit berücksichtigen ESG-Kriterien in ihrem Anlageprozess, vor gut zehn Jahren waren es noch 131 Fonds. Doch trotz diesem «Hype» machen die in der Schweiz zum öffentlichen Vertrieb zugelassenen nachhaltigen Fonds nur knapp 3% des Gesamtmarkts aus. Es bleibt noch Luft nach oben.


Drei Buchstaben mit sieben Siegeln
Dies könnte an der Unklarheit über die Definition dieser drei hochgelobten Buchstaben «ESG» liegen. Denn, obschon sie heute zum Fachjargon gehören, ist oft nicht klar, was genau dahintersteckt. Die Verwirrung um den Begriff liegt an der Weitläufigkeit der ESG-Definition. Für ESG gibt es keine eindeutige Definition. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, muss der Nachhaltigkeitsprozess jedes einzelnen Anbieters von ESG-Produkten separat unter die Lupe genommen werden.


Anbieter müssen sich in einem Dschungel aus Daten einen Weg bahnen, um schliesslich einem Produkt gewissenhaft das ESG-Siegel zu verleihen. Aus diesen Daten kreieren sie Ratings und Indizes, welche anschliessend von Portfoliomanagern zum Stockpicking gebraucht werden. Das A und O für die Entscheidung, ob in ein Unternehmen investiert werden soll, ist aber der persönliche Dialog mit den Unternehmen selbst. Dies alleine schon, weil die Rohdaten lückenhaft sein können. So liegt es schliesslich in der Verantwortung jedes Portfoliomanagers, das Stockpicking erfolgreich durchzuführen und die Daten und Ratings richtig zu interpretieren, um diesen "Impact" zu haben und dabei die Rendite nicht aus den Augen zu verlieren.


Tatsächlicher Impact ist umstritten Das Argument von Kritikern, dass nachhaltige Investments einen negativen Einfluss auf die Performance haben, kann ad acta gelegt werden. Doch der tatsächliche Einfluss auf die Umwelt bleibt umstritten. Natürlich kann aus Anlegersicht nicht erwarten werden, dass aufgrund eines nachhaltigen Fonds weniger Autos produziert werden. Auf lange Sicht ist eine solche Investition jedoch sicherlich sinnvoller, als die Anlage in Erdölkonzerne. Sei es nur schon, um diese dazu zu bewegen, eine Strategie für eine Welt aufzuzeigen, in der fossile Brennstoffe Mangelware sind. Bis dem so ist, wird «ESG» vermutlich – zu Recht – ein Dauerbrenner in der Hitparade bleiben.

Veröffentlicht am 14. Dezember 2018 von Martin Arnold
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