Streiks, Klassenkampf und eine revolutionäre Idee
Es sind turbulente Zeiten, in denen sich Zürich zu Beginn des 20. Jahrhunderts befindet. Wirtschaft und Gesellschaft werden von der fortschreitenden Industrialisierung geprägt. In zahlreichen Kundgebungen und Streiks kämpft die Arbeiterschaft für bessere Gehälter und kürzere Arbeitszeiten. In diesem aufgeheizten Klima treffen sich am Abend des 14. Februar 1909 siebzehn Gipser im Restaurant Sihlhof (im Gebäude der heutigen «Helvti») und gründen die Gipser- und Malergenossenschaft Zürich GMGZ. Derartige Produktivgenossenschaften zeichnen sich dadurch aus, dass die Beschäftigten gleichzeitig die Eigentümer des Betriebs sind und diesen selbst organisieren. So soll die Abhängigkeit von einem Arbeitgeber überwunden werden.
Während die meisten Produktivgenossenschaften bereits nach wenigen Jahren wieder eingehen, übersteht die GMGZ nicht nur eine zweijährige Materialsperre, die 1910 von den privatwirtschaftlichen Unternehmerverbänden gegen die neue Konkurrenz ausgesprochen wird. Sie überdauert auch Weltkriege und Weltwirtschaftskrisen. Und auch wenn sich das Unternehmen heute in vielerlei Hinsicht kaum noch von anderen Handwerksbetrieben unterscheidet und es nun längst auch selbst Mitglied im Unternehmerverband ist, so lebt es doch den genossenschaftlichen Gedanken weiter: Die Gipser und Maler führen sich selbst, legen grössten Wert auf faire Arbeitsbedingungen und kümmern sich – in guten wie in schlechten Zeiten – um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Communicators ist im Auftrag der GMGZ in die Archive hinabgestiegen, hat Quellen gesammelt, viel recherchiert und so die vergangenen 111 Jahr aufgearbeitet. Herausgekommen ist eine 32-seitige Festschrift, die einen faszinierenden Überblick über die Geschichte des Betriebs liefert und zahlreiche Anekdoten zu erzählen weiss. Gerade für mich als gelernten Historiker war dies eine unglaublich spannende Aufgabe, die für einmal ganz andere als die für den Kommunikationsalltag üblichen Herausforderungen bereithielt.